BLOG: Kärnten ist DAS Bildungsland!

„Es gibt nur eines, das auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“

Zitat John F. Kennedy

„If you think education is expansive, try ignorance.“

Derek Bok
Mit diesen zwei Zitaten möchte ich Ihre Aufmerksamkeit, geschätzte Interessierte auf die Bedeutung von Bildung für eine aufgeklärte, starke, solidarische Gesellschaft lenken.
Bildung ist der größte und wichtigste Rohstoff, den wir in Kärnten haben, denn Bildung schafft Zukunfts-Chancen! Und das beginnt nicht erst in der Volksschule oder der Unterstufe. Nein, wir wissen uns heute und sind uns bewusst, dass bereits im Kleinkindalter wesentliche Grundlagen für die Entwicklung und damit auch für die Bildungsbiografie jedes Kindes gelegt werden. Gute (Aus-)Bildung entscheidet über berufliche Entwicklungschancen und spätere gesellschaftliche Teilhabe im Erwachsenenleben – Sie ist das Fundament, das wir, das die Politik mit den entsprechenden Rahmenbedingungen gemeinsam mit den Pädagoginnen und Pädagogen schafft, um unseren Kindern und Jugendlichen das Rüstzeug mitzugeben, um sich später ihre beruflichen und privaten Träume erfüllen zu können.
Warum mir persönlich Bildung so ein wichtiges Herzensanliegen ist? Weil ich selbst erfahren habe, wie es ist, wenn man als Kind aus bescheidenen Verhältnissen nicht die gleichen Bildungschancen wie Kinder aus finanziell bevorteilten Familien kommt. Ich habe dann auch erfahren, wie Politik, Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen abschaffen und für mehr Chancengerechtigkeit für alle sorgen kann.
Meine Bildungsbiografie hat auch meinen Lebensweg wesentlich beeinflusst und nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Menschen meiner Generation große Möglichkeiten und Chancen geboten, die für uns sonst wahrscheinlich nie erreichbar gewesen wären.  
Ich wurde am 4.12.1958 in Klagenfurt geboren. Mein Vater war Polizist, er ist leider gestorben, als ich noch klein war, meine Mutter arbeitete als Reinigungskraft. Viel Geld war für mich, meinen Bruder und meine Schwester nicht vorhanden. Es wurde für die Dinge des täglichen Lebens gebraucht, dafür, dass wir zumindest meistens genug zu essen und Sachen zum Anziehen hatten. Die Möglichkeit einen Kindergarten zu besuchen hatte ich damals nicht. Fasziniert und auch etwas traurig habe ich oft zugeschaut, wie meine Freunde, wenn sie in der Früh von zu Hause in den Kindergarten gebracht wurden, dort gemeinsam spielen, lachen und lernen konnten. Ich konnte nur von außerhalb des Zauns zuschauen. 
Deswegen, habe ich mich schon als Kind gefragt, warum ist das so? Warum dürfen meine Freunde in den Kindergarten und ich nicht? Warum gibt’s diese Ungerechtigkeit? Kurzum, der Grundstein für mein jetziges Engagement als Bildungsreferent und Landeshauptmann wurde damit bereits in meiner Kindheit gelegt. 
Deswegen liegt mir wohl auch die Elementarbildung ganz besonders am Herzen. Und deswegen bin ich stolz und froh, dass es gelungen ist, in Kärnten ein völlig neues Kinderbildungs- und –betreuungsgesetz auszuarbeiten, das die größte Reform in diesem Bereich seit 1945 bedeutet. Und ich weiß genau wovon ich spreche und übertreibe nicht, denn meine Lebensgefährtin Uli leitet den größten Kindergarten der Landeshauptstadt Klagenfurt und hat mir die Anliegen sowohl der Kinder und ihrer Eltern als auch ihrer Kolleginnen und Kollegen sehr eindrücklich vor Augen geführt.
Mit dem Beschluss des gesetzes durch den Kärntner Landtag am 02. Februar werden ab dem kommenden Kindergartenjahr 2023/24 eine ganze Reihe an Verbesserungen für unsere Kinder, Familien und auch für unsere engagierten Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen in Kraft treten:
Wir haben die von den Vertreterinnen und Vertretern der Elementarbildung schon lange geforderten Veränderungen der Rahmenbedingungen beschlossen, was bedeutet, dass es u.a. zu einer schrittweisen Reduzierung der Gruppengrößen kommen wird, die pädagogischen Fachkräfte fair entlohnt werden und entsprechende Vor- und Nachbereitungszeiten bekommen. Außerdem wird durch die Beitragsfreiheit der Zugang für alle Kinder von 1 bis 6 Jahren zu elementarer Bildung unabhängig vom Einkommen der Eltern ermöglicht werden. Auch dem derzeitigen Fachkräftemangel in der Elementarbildung wird professionell begegnet, indem bereits eine Arbeitsgruppe mit Verantwortlichen aus dem Bereich der Elementarbildung in Kärnten gebildet wurde. 
Das Gesetz ist ein erster Schritt zur Qualitätsoffensive in der Elementarbildung, im Sinne der Kinder und auch um der gesellschaftlich so enorm wichtigen pädagogischen Arbeit in elementaren Bildungseinrichtungen die verdiente Wertschätzung entgegen zu bringen. Es bedarf aber noch weiterer Schritte in Zukunft, wie einer Auseinandersetzung in den Bereichen Inklusion, Zweisprachigkeit und Kinderschutz. 
Die große Bedeutung der Elementarbildung muss sich aber auch österreichweit in ihrem gesellschaftspolitischen Stellenwert widerspiegeln, weshalb ich auch nicht müde werde, auch vom Bund mehr Verantwortung zu fordern, um gemeinsam positive Schritte im Sinne der Elementarbildung und unserer Kinder zu setzen.
Nachdem ich den Kindergarten leider nicht besuchen konnte, habe ich es den mutigen Sozialreformen von Bruno Kreisky zu verdanken – insbesondere auf Grund eines Schicksalsschlages in der Familie – dass ich nach der Volksschule das Gymnasium besuchen konnte. Anfangs gab es keine Schülerfreifahrt, eigene Schulbücher und Schulveranstaltungen waren für uns zu teuer. „Peterle, das können wir uns nicht leisten, das ist nur was für die Reichen“, hat mir meine Mama damals mit wässrigen Augen erklärt.
1970, als ich in der 3. Klasse Gymnasium war und Kreisky Bundeskanzler, kam es aber schließlich zu großen Veränderungen. Lange Fußmärsche, geliehene Schulbücher und Ausschluss von Schulveranstaltungen fanden ein jähes Ende. Endlich konnte auch ich überall teilnehmen. Endlich kam ich mir vollwertig und gleichberechtigt vor.
Heute ist es für uns selbstverständlich, dass der Schulbus unsere Kinder abholt und in die Schule bringt, sie dort Lehrmittel bis hin zu digitalen Endgeräten erhalten und auch soziale Aspekte in der Schule ihre Berücksichtigung finden. Wir alle haben den Anspruch, dass unsere 33.716 Schülerinnen und Schüler an 301 Schulen die beste Bildung erhalten. 
Unsere Kinder und Jugendlichen haben durch den rasanten gesellschaftlichen Wandel heute neue, andere Herausforderungen, angefangen beim demografischen Wandel, der Digitalisierung, der Globalisierung, der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler bis hin zur Zeit der Pandemie. Das erfordert nicht nur von den Kindern und Jugendlichen, sondern auch dem Lehrpersonal hohe Leistungsbereitschaft, die oft über das erforderliche Maß hinausgeht. 
Wir in Kärnten sind bereit, diese Leistungen zu erbringen und versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Kindern und ihren Familien bestmögliche, aktuelle und für zukünftig alltägliche Anforderungen entsprechende Bildungs- und Betreuungsqualität zukommen zu lassen. 
Das fängt bei baulichen Um- und Ausbaumaßnahmen in den Schulen an. In unserer Bildungsoffensive setzen wir auf den Aus- und Umbau von Bildungszentren, Konzentration von Bildungseinrichtungen an einem Standort, um so unterschiedliche Synergien nutzen zu können und damit jeder von jedem lernen kann. Deswegen freut es mich immer wieder ganz besonders, wenn wir einen neuen Bildungscampus eröffnen können. „Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder“ Dieses Zitat von Julius Tandler beschreibt wohl am besten, wie wichtig geeignete Bildungsinfrastruktur für unseren Nachwuchs ist.
Denn Schule ist heute nicht nur Lern- sondern vor allem auch Lebensraum. Schule ist ein großes Stück Lebenswelt und ähnlich der Familie ein Ort, an dem Heranwachsende sich nicht nur Wissen aneignen, sondern auch soziale Fähigkeiten erwerben und verfestigen, Werte, die gesellschaftlich heute wichtiger denn sind, wie Respekt, Toleranz, Offenheit, Hilfsbereitschaft aber auch solidarisches Selbstbewusstsein lernen. 
Schule und Bildung sind auch wie ein Kompass. Sie zeigen Richtungen an, geben Orientierung und bieten Halt. Bildung und Ausbildung müssen aber auch immer auf aktuelle Erfordernisse und Herausforderungen reagieren. Deswegen müssen auch Lehrpläne von Zeit zu Zeit angepasst werden, die nötige Flexibilität aufweisen, den Pädagoinnen und Pädagogen Spielräume einräumen und Schwerpunktsetzungen ermöglichen.
In Kärnten haben wir beispielsweise in diesem Schuljahr zwei Leitthemen für die Kärntner Schulen festgelegt:
Das erste ist „Prävention von Demokratiefeindlichkeit und Wissenschaftsskepsis“. Was verbrigt sich dahinter? Schule soll als Lernort für Demokratiebewusstsein und Wissenschaftsverständnis gestärkt werden. Kooperationen mit Wissenschaftseinrichtungen und dem Kärntner Landtag werden vertieft und ausgebaut. Kärnten ist auch hier bereits auf einem sehr guten Weg, das zeigt die Vielfalt an bereits laufenden Projekten wie „BIKO mach MINT, Natura 2000 Europaschutzgebiet „Lendspitz-Maiernigg“ oder Lernort „NAWImix“ an der Pädagogischen Hochschule. 
Der zweite Schwerpunkt, und dieser ist vor allem nach der schwierigen Coronazeit enorm wichtig, ist „Krisenkompetenz und Krisenmanagement – Psychosoziale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen“. Alle Schulstandorte in Kärnten sind aufgefordert, für die Themen zur Krisenkompetenz und Resilienz zu sensibilisieren, bestehende Angebote und Unterstützungssysteme und Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit zu nutzen. Auch die Schulsozialarbeit wird gemeinsam mit dem Bund weiter ausgebaut, um die Schülerinnen und Schüler emotional und intellektuell zu stärken. 
Mein Ziel ist es, dass es in Kärnten kein Kind ohne Schulabschluss gibt. Deshalb ist es auch unsere Aufgabe, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren und zielgerichtete Angebote im Schulbereich zu schaffen. Dazu gehört insbesondere der Ausbau der Ganztagsschulen, um einerseits die Schülerinnen und Schüler bestmöglich fördern zu können und andererseits auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur erleichtern. Schule soll unseren Kindern und Jugendlichen Basiskompetenzen vermitteln, Handlungskompetenzen im Umgang mit neuen Herausforderungen wie unter anderen der Digitalisierung und den sozialen Veränderungen mitgeben und ihnen damit alle Chancen für ein erfolgreiches Arbeitsleben eröffnen. 
Die neue, sehr soziale Politik der 1970er Jahre ermöglichte mir nicht nur die Matura an einem Gymnasium, sondern auch das Studium der „Soziologie und Pädagogik“ an der Universität Klagenfurt. 1988 konnte ich das Magisterstudium und 1993 sogar das Doktorat der Philosophie erfolgreich abschließen. 
Mittlerweile ist Kärnten auch außerhalb seiner Grenzen ein wahrgenommener Hochschulstandort mit vier tertiären Bildungseinrichtungen als wichtige Studienorte und Forschungseinrichtungen. 
Die Universität Klagenfurt (AAU) ist eine junge, lebendige und innovative Universität am Schnittpunkt dreier Kulturen. In den globalen Universitätsrankings ist die AAU mittlerweile hervorragend platziert und auch die Zahl international Studierender steigt stetig. Vor allem die technischen Studienrichtungen konnten sich mit dem angeschlossenen Lakeside Park in Themenbereichen wie Drohnenflug oder Künstliche Intelligenz bereits einen Namen machen. Außerdem entstand in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule und der Universität Graz das Bachelor-Lehramtsstudium Bewegung und Sport. Wie die Forschung, bleibt auch die Universität nicht stehen, sondern befindet sich in einem dynamischen Prozess der stetigen Weiterentwicklung. 
Stolz bin ich auch, dass 2019 das ehemalige Kärntner Landeskonservatorium zur Gustav Mahler Privatuniversität für Musik wurde und somit Österreichs jüngste Musikuniversität ist. Heute ist die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik Studiensandort für rund 300 Studierende und 100 Lehrende aus etwa 17 Nationen. Durch die Lage in der Alpen-Adria Region sind Interregionalität und Internationalität wesentliche Bestandteile des Selbstverständnisses. 
Die Fachhochschule Kärnten gehört heute zu den forschungsstärksten Fachhochschulen Österreichs und steht durch ihre intensive Zusammenarbeit mit Land, Wirtschaft und Wissenschaft immer wieder im nationalen und internationalen Scheinwerferlicht. Die Ausbildung an der FH Kärnten ist durch die Kooperation mit zahlreichen Unternehmen sehr praxisorientiert, auch im Forschungsbereich, was eine wichtige Voraussetzung für Karrieren der Absolventinnen und Absolventen und somit beste Chancen am Kärntner Arbeitsmarkt bietet. 
Abschließend sei gesagt: Die Liste dessen, was das Bildungsland Kärnten zu bieten hat, ist lang: Erhalt und Ausbau der Fachberufsschulen, Bereitstellung von Schulassistenzen im Pflichtschulbereich, Förderung des Musikschulwesens, Forschungskooperationen mit der Universität Wien, Angebot eines Schauspiellehrganges an der Carinthischen Musikakademie, Förderung des Tibetzentrums in Hüttenberg, Schulversuch MINT an Mittelschulen, Lehre mit und nach Matura, Lehre und Studium, Sommerschule, Tägliche Bewegungseinheit und noch vieles mehr. In Kärnten gibt es eine Vielzahl von Bildungsangeboten, die vom Land initiiert und finanziell unterstützt werden.
Ich habe mir das Ziel gesetzt, jedem Menschen – unabhängig seines Alters oder seiner sozialen Herkunft – von der Elementarbildung bis hin zum lebenslangen Lernen, die besten Bildungsmöglichkeiten zu bieten. Wir müssen Wissen vermitteln und erarbeiten, Menschen gut ausbilden und uns ständig weiterentwickeln. Die Dynamik der Gesellschaft muss auch in der Bildung ankommen. Wir können in Kärnten auf kein Talent verzichten, denn Bildung schafft Chancen, und eine Investition in die Bildung, ist eine Investition in die Zukunft. 
Peter Kaiser, 28.2.2023