Umwelt- und Klimaschutz in Kärnten

Vorneweg: Ja, ich teile die Sorgen, die nicht nur Klima-Experten sondern viele von uns angesichts der dramatischen Bilder und Berichte in TV, Zeitungen und Radio beunruhigen. Ich teile die Sorgen, was die stattfindende Klimakatastrophe betrifft, nicht nur als Landeshauptmann oder als Politiker sondern auch ganz persönlich – als Vater.
Ich spreche auch ganz bewusst von einer beginnenden Klimakatastrophe, und dass diese Klimakatastrophe jetzt stattfindet: Allein in Kärnten belegen das drei Unwetterkatastrophen in nur zwei Jahren! Katastrophen, die nicht nur Schäden an Infrastrukturen, an Fauna und Flora verursacht haben. Bedauerlicherweise ist gerade erst vor wenigen Tagen, ein Mensch durch eine Mure bei uns in Kärnten getötet worden – mein aufrichtiges Beileid gilt der Familie des verstorbenen. Dazu gab es auch einige Verletzte. Dass nicht noch mehr passiert ist, ist Menschen wie Norbert, Susanne, Markus, Christian und Julia zu verdanken. Mit ihnen und mit vielen anderen habe ich bei meinen Lokalaugenscheinen in den betroffenen Gebieten gesprochen – Sie sind Teil der Einsatzkräfte, von Feuerwehr über Gemeinde- und Straßenbaumitarbeitern, bis zum Bundesheer, Bergrettung und der Polizei, die seit Tagen dabei mithelfen, andere Kärntnerinnen und Kärntner zu unterstützen und vor weiterem Schaden zu beschützen. Ihnen allen sage ich ein herzliches Danke.
Seitens des Landes tun wir alles, um Norbert, Susanne, Markus, Christian und Julia und alle Einsatzkräfte zu unterstützen, und Maßnahmen wie Schutzdämme, Wildbach- und Lawinenverbauungen umzusetzen – auch Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner arbeitet wirklich mit allem Nachdruck daran.
Jedenfalls zeigen uns diese Tage mit den dramatischen Auswüchsen einmal mehr in aller Deutlichkeit, dass die Klimakatastrophe auch vor uns in Kärnten nicht Halt macht.
Sind weltweite Auswüchse wie verheerende Waldbrände, Tsunamis, Wirbelstürme usw. für viele Menschen, auch in Österreich und offenbar leider auch für einige Politikerinnen und Politiker, zu weit weg, um den Ernst der Lage, in der wir alle uns befinden, zu begreifen, so müsste aufgrund der regionalen Katastrophenauswüchse doch auch hierzulande und zuallererst bei ALLEN politischen Verantwortungsträgern und bei ALLEN Interessensvertretern, auch bei Wirtschaft und Industrie, der sprichwörtliche Groschen fallen. Fallen in Form nicht nur von der sich bei einigen Politikern noch immer nicht durchgesetzten Erkenntnis, dass der Klimawandel selbstverständlich von Menschen verursacht wird. Fallen auch nicht nur in Form von Lippenbekenntnissen, weil das Thema Klima gerade opportun erscheint oder „en vogue“ ist, sondern im ersten Schritt von klar zu kommunizierenden notwendigen Maßnahmen und im zweiten Schritt in Form der Umsetzung dieser Maßnahmen. Nicht morgen oder übermorgen, sofort! Wer es ernst damit meint, alles zu tun, um die Bevölkerung vor Schäden durch Unwetterkatastrophen zu schützen, kündigt nicht nur Maßnahmen an, sondern setzt sie um. Um keine Illusionen zu erzeugen: Nicht alles lässt sich auf einmal machen, vieles muss auch langfristig geplant werden. Dennoch, es gibt viele Möglichkeiten für jede und jeden Einzelnen, und auch für die Politik, sofort klimaschutzwirksam tätig zu werden.
Ich will mit den nachstehenden Beispielen dafür, was wir in Kärnten in punkto Klima- und Umweltschutz machen, in keinster Weise den Eindruck erwecken, wir wären mit den bisherigen Maßnahmen zufrieden – wer mich kennt weiß, dass ich mich nicht zurücklehne. Ich möchte nur ins Bewusstsein rufen, was in Kärnten schon alles getan wird, was alles möglich ist und, dass Kärnten ungeachtet der beeindruckenden Persönlichkeit Greta Thunberg, die ich selbst bei der Welt-Klimaschutzkonferenz in Wien kennenlernen konnte, Klima- und Umweltschutz seit einigen Jahren zur zentralen Aufgabe erhoben hat.
Natürlich werden wir in Kärnten nicht das Weltklima verändern. Aber jede Maßnahme zählt, jeder einzelne Kilometer, den wir nicht mit dem Diesel- oder Benzin-Auto fahren ist wichtig. Und genauso ist jede mit Unterstützung des Landes durch zb eine Wärmepumpe ersetzte Ölheizung ein wichtiger Beitrag.
Das bisher Erreichte sollte uns dazu motivieren, unsere Anstrengungen für effektiven Klimaschutz weiter zu steigern. Für mich persönlich ist das eine Herzensangelegenheit. Weil ich als Landeshauptmann meiner Verantwortung gegenüber der Kärntner Bevölkerung nachkomme und damit auch meine Verantwortung als Vater übernehme.

Ich möchte, dass unsere Kinder und deren Kinder auch noch in 100 Jahren überall in Kärnten saubere Luft atmen, aus unseren Seen trinken und überall den Wasserhahn aufdrehen und kristallklares Kärntner Wasser trinken können.

Darum geht’s doch in der Politik und im Leben allgemein – sich gemeinsam umeinander kümmern, und auf unsere Kinder und ihre Zukunft aufzupassen! Daran sollten wir gemeinsam arbeiten, unabhängig von Parteiinteressen, persönlichen Vorlieben – das WIR ist größer als das ich.

Beispiele für Kärntner Klima- und Umweltschutzmaßnahmen:

Auch wenn es für uns in Kärnten noch jede Menge zu tun gibt, so können wir doch auch diverse Maßnahmen zum Schutz von Klima und Umwelt vorweisen. Nicht umsonst ist bei uns Nachhaltigkeit in der Landesverfassung festgeschrieben. Konkret u.a. zur Wahrung der Verantwortung für künftige Generationen unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen, ökologischen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung des Landes. Zur Umsetzung der Ziele dient die von der UN formulierten 17 Nachhaltigkeitsziele, bei denen auch Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels eine zentrale Rolle spielen.
Für Kärnten verweise ich beispielsweise auf unseren Mobilitäts- und Energiemasterplan, die in Kärnten sehr weit fortgeschrittene Energiegewinnung durch Wasserkraft, die schrittweise Umstellung des Landesfuhrparks auf E-Autos, das neue Wohnbauförderungsgesetz mit dem der Einbau von alternativen Heizsystemen vorgeschrieben ist, den Ausbau des öffentlichen Verkehrsangebotes, um mehr Kärntnerinnen und Kärntnern den Verzicht auf ihre PKWs zu erleichtern, die vollständige Elektrifizierung unseres ausgeweiteten S-Bahn-Netzes, umfassende Förderungen für die Errichtung von Solar- und Photovoltaikanlagen, die Schaffung von Natura2000-Gebieten, Projekte zur Förderung von Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen wie privaten Bereich, beispielsweise durch entsprechende Wirtschaftsförderungen und die Verleihung eigener Nachhaltigkeitspreise auch zur Bewusstseinsbildung, neue raumordnungstechnischen Regelungen gegen überbordende Verbauung und Bodenversiegelung (ein neues zukunftsweisendes Raumordnungsgesetz befindet sich gerade in der finalen Ausarbeitungsphase), Maßnahmen zum Schutz unseres heimischen Trinkwassers, eine ökologische Wohnbauförderung, der Schutz von Fauna und Flora beispielsweise durch das Verbot des Pflanzengiftes Glyphosat.
Kärnten darf mit einem Anteil von 55 Prozent zurecht auf seine führende Rolle im Bereich der erneuerbaren Energie verweisen. Mit dem e5-Landesprogramm für energieeffiziente Gemeinden wollen wir die notwendige Energiewende weg von fossiler Energiegewinnung auch auf lokaler Ebene beschleunigen. Im Jahr 2018 haben sich in Kärnten bereits 46 Gemeinden mit nahezu 360.000 Einwohnerinnen und Einwohnern am e5-Programm beteiligt, in Summe wurden 160 „e“ an die Kärntner Gemeinden vergeben. Ein weiter steigender Trend ist absehbar. Darüber hinaus arbeiten wir seitens des Landes Kärnten mit Klima- und Energiemodellregionen (KEM) – aktuell nehmen daran 14 Regionen mit insgesamt 887 Gemeinden samt 304.000 EinwohnerInnen teil – und mit Klimawandelanpassungsmodellregionen (KLAR) – in Kärnten sind 5 Regionen mit insgesamt 35 Gemeinden und knapp 116.000 EinwohnerInnen dabei – auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren. Durch alle drei Programme zusammen – e5-Landesprogramm, KEM – Klima- und Energiemodellregionen, KLAR! – Klimawandelanpassungsmodellregionen – werden insgesamt ca. 75 Prozent der Kärntner Bevölkerung erreicht, betreut und gefördert, die sich aktiv in den Themen Energieeffizienz, Erneuerbare, Klimaschutz und Klimawandelanpassung engagieren!
Hinweisen möchte ich auch auf das Regionalprogramm ÖKOFIT, in dessen Rahmen allein 2018 128 Beratungen durchgeführt wurden. Ziel von ÖKOFIT ist es, der Kärntner Wirtschaft die Sinnhaftigkeit von Aktivitäten in den Bereichen Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit durch geförderte Beratungen näher zu bringen, und sie zu entsprechenden Investitionen zu motivieren. Somit kann ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der regionalen und nationalen Zielsetzungen in Bezug auf die Klima- und Umweltziele geleistet werden.
Energieberatungen werden aber nicht nur Unternehmen und Gemeinden angeboten. Selbstverständlich haben wir in Kärnten auch Programme zur Beratung von Einzelpersonen und Familien: So wurden im Jahr 2018 insgesamt 1.997 kostenlose Beratungen durch das Energieberaternetzwerk durchgeführt. Zusätzlich wird seit 2009 für alle KärntnerInnen ein geförderter Vor-Ort-Energiecheck angeboten. Dieser enthält produktneutrale Informationen zur energetischen Sanierung des jeweiligen Gebäudes und der Haustechnik sowie Energiespartipps, die einfach und ohne größeren Aufwand umgesetzt werden können.
Wie gesagt: Beispiele, die uns alle dazu motivieren sollen, gemeinsam noch mehr für Klima- und Umweltschutz zu tun.
Bitte hilf uns dabei!
Peter Kaiser, 22.11.2019