Was haben denn die Ostern mit Klimaschutz zu tun?

Frohe Ostern, liebe Leserinnen und Leser!
 
Das Osterfest steht vor der Tür, und wie schön wird es, nach zwei Jahren, in denen die Corona-Pandemie ein Osterfest im uns bekannten Stil gelebten Brauchtums verhindert hat, Ostern wie früher zu feiern!
 
Sie wundern sich jetzt vermutlich darüber, warum ich meinen Blog zum Thema Klimaschutz, mit dem Osterfest beginne, oder Sie vermuten gar eine Themenverwechslung und fragen sich: Was haben denn die Ostern mit Klimaschutz zu tun?
 
Ganz einfach: Am Ostersonntag feiern wir die Auferstehung.
Und sowohl Auferstehung als auch Klimaschutz haben eines gemeinsam: den Sieg des Lebens!
 
Auch wenn uns die Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine derzeit in großem Ausmaß beschäftigen und diesbezüglich viel Aufmerksamkeit der Politik gefragt ist, dürfen wir die wohl größte Herausforderung unserer Zeit nicht vergessen: die Bewältigung der Klimakrise. Jeden Tag, den wir verlieren, wird es schwieriger, noch etwas gegen den Klimawandel zu tun. Im November 2021 fand die „Conference of the Parties“ in Glasgow statt. Die Staatengemeinschaft bekräftigte dabei nicht nur die Pariser Klimaschutz-Ziele vom Jahr 2015, man einigte sich auch darauf, bei den Klima-Zielen nachzubessern, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad – im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter – zu begrenzen.
Lassen Sie mich an dieser Stelle einige Erkenntnisse aus einem IPCC-Sonderbericht (Intergovernmental Panel on Climate Change) anführen, um aufzuzeigen, welch große Unterschiede es in den Folgen der Klima-Erwärmung bei 2 Grad im Vergleich zu 1,5 Grad gibt: Bei 2 Grad Erhitzung wird das Artensterben von 18 Prozent der Insekten, 16 Prozent der Pflanzen und acht Prozent der Wirbeltiere prognostiziert – bei 1,5 Grad wären es deutlich weniger: sechs Prozent der Insekten, acht Prozent der Pflanzen und vier Prozent der Wirbeltiere. Was das Hochwasser-Risiko betrifft, so wäre dies bei 1,5 Grad um 100 Prozent, bei 2 Grad jedoch um 170 Prozent höher. Diese Prognosen beziehen sich auf den Zeitraum bis zum Jahr 2100. Bei 2 Grad würden 60 Prozent der Gletschermasse von 2015 schmelzen, bei 1,5 Grad wären es 50 Prozent. Es wird also deutlich: Jedes Zehntel-Grad zählt!
Der Klimawandel … Wir alle bemerken ihn immer deutlicher, Unwetter-Katastrophen nehmen auch in Kärnten zu und verursachen immense Schäden – an Flora und Fauna, aber auch an unserer Infrastruktur. Der Klimawandel ist bei uns im Alpenraum deutlich stärker zu spüren als im europäischen Durchschnitt. Mit den Klimaschutz-Maßnahmen, die wir heute setzen, bestimmen wir den Grat des Wandels für die nächsten Generationen bis zum Ende des Jahrhunderts und darüber hinaus.
Im Klimaschutz-Bereich spielt die Energiewende die größte Rolle. Daher hat Kärnten bereits 2014 den Energie-Masterplan beschlossen. Wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt:
  • CO2-neutrale und atomfreie Energieversorgung bei Strom bis 2025,
  • CO2-neutrale und atomfreie Energieversorgung bei Wärme bis 2025,
  • CO2-neutrale und atomfreie Mobilität bis 2035.
Durch die Implementierung und Umsetzung dieses Energie-Masterplans und eigener Energieleitlinien konnte Kärnten den Gesamtanteil der erneuerbaren Energieträger am Endverbrauch auf insgesamt 58,8 Prozent steigern und liegt damit an der Spitze aller österreichischen Bundesländer und weit über dem Österreichisch-Schnitt von derzeit 36,5 Prozent. Im vergangenen Jahr konnten auch wieder 100 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie gewonnen werden, großteils aus Wasserkraft. 
Im Strom-Bereich sind wir also sehr weit! Dennoch setzen wir beim weiteren Ausbau als Sonnenland auf die Photovoltaik. Wir gehen nämlich in weiterer Folge von einem Strom-Mehrbedarf aus (Stichwort: E-Mobilität, Digitalisierung). In der Photovoltaik sehen wir in Kärnten das größte Potential für die Zukunft. Alleine die Hälfte der potentiellen Dachflächen, die sich gut für Photovoltaik eignen würden, zu verbauen, brächte einen Ausbau von 3,3 TWh (gefordert sind laut Österreichischer Energieagentur bis 2030 1,1 TWh)! Das ist auch der Grund, warum wir in Kärnten Photovoltaik auf Dachflächen bzw. versiegelten Flächen forcieren bevor wir in die Freifläche gehen. Der Erhalt der Kärntner Landschaft, der auch in den Zielbestimmungen des aktuellen Raumordnungsgesetzes verankert ist, ist uns besonders wichtig. Um den Menschen in Kärnten einen Umstieg auf Photovoltaik zu ermöglichen, setzen wir auf ein attraktives und langfristiges Fördersystem, ausgelegt auf Photovoltaik-Anlagen für den Eigenverbrauch mit Stromspeicher. Dies ermöglicht eine gute Selbstversorgung mit Strom, spart Kosten und entlastet die Stromnetze.
Im Wärme-Bereich (in Kärnten derzeit zu 70,2 Prozent aus erneuerbaren Quellen) setzen wir auf den Ausbau der Fernwärme (sie ist bereits zu 91,8 Prozent erneuerbar), auf Förderschwerpunkte, welche den Ausstieg aus Öl (und natürlich Gas) forcieren, aber ebenso die Gebäude-Sanierung im Fokus haben.
Der Mobilitätsbereich ist wohl unsere größte Herausforderung! Durch einen Ausbau des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln und deren verbesserter Taktung möchten wir so viele Kärntnerinnen und Kärntner wie nur möglich zum Umstieg auf die Öffis motivieren. Das größte Potential liegt hierbei sicherlich in den Städten, aber auch die ländlichen Regionen benötigen gute Anbindungen und Mobilitätsknotenpunkte. Daran arbeiten wir mit Nachdruck! 
Klimaschutz zieht sich durch alle Referatsbereiche im Amt der Kärntner Landesregierung, er ist eine Querschnittsmaterie. Eine „Klammer“, die alle Klimaschutz-Maßnahmen in Kärnten umschließt, ist seit dem Jahr 2019 die Klima-Agenda Kärnten, ein referatsübergreifendes Steuerungssystem. Kärnten war das erste Bundesland, welches mit der Klima-Agenda koordiniert vorgeht, um eine kontinuierliche Reduktion von CO2 herbeizuführen.
Eine große Herausforderung, vielleicht die größte von allen, ist die Bewusstseinsbildung im Klimaschutz-Bereich. Energie einzusparen, ist das Gebot der Stunde. Das fängt bei jedem und jeder Einzelnen von uns an. Über die Kärntner Bildungseinrichtungen und entsprechende Programme erreichen wir die Jüngsten schon recht breit und sensibilisieren sie von klein auf. Bei den Erwachsenen bemühen wir uns um Möglichkeiten der Partizipation. Denn wenn Menschen in Entscheidungen eingebunden sind und wenn Lösungen gemeinsam erarbeitet werden, ist die Akzeptanz viel größer!
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal in Österreich hat Kärnten im Umgang mit seinen Gemeinden und Regionen in Hinblick auf Energieeffizienz, Klimaschutz und Klimawandelanpassung. Durch die Betreuung der Gemeinden und Regionen durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung können die regionalen Themen mit jeweils lokaler Umsetzung kärntenweit koordiniert und dadurch besonders effektiv und nachhaltig umgesetzt werden. Die Kärntner Gemeinden sind die wichtigsten Partner für das Land Kärnten, wenn es um Klimaschutz und die Umsetzung der Energiewende geht. Mit den vier Klimaschutz-Landesprogrammen e5, KEM, KLAR! und Klimabündnis Kärnten wollen wir vor allem die Menschen auf lokaler Ebene im Klima- und Umweltschutz „mitnehmen“ und ihnen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt. Damit erreichen wir mittlerweile 97 Prozent der Kärntner Bevölkerung.
Ich werde mich weiterhin mit aller Kraft für den Erhalt sowie für die Verbesserung der biologischen Vielfalt, für die Forcierung eines aktiven Natur-, Kima- und Umweltschutzes sowie für bewusstseinsbildende Maßnahmen in diesen Bereichen einsetzen. Was allerdings nicht vergessen werden darf – und auch dafür mache ich mich auf allen Ebenen stark: Wir müssen alle Menschen bei der Bewältigung der Klimakrise mitnehmen! Klimaschutz hat immer so zu erfolgen, dass die Verursacher zur Verantwortung gezogen werden müssen und nicht über Steuern und Abgaben die Allgemeinheit die Zeche zahlt, oder gar jene, die sich ohne hin schwertun, den Lebensalltag finanziell zu bewältigen! Der Weg aus der Klimakrise und auch die Umsetzung von Klimaschutz-Maßnahmen kann nur solidarisch, gerecht und chancengleich vonstattengehen. Es ist ein gemeinsamer Weg! Ich werde mit Argusaugen darauf achten, dass wir für alle Menschen in unserem wunderschönen Kärnten Möglichkeiten schaffen, Teil der Lösung zu sein. Klimaschutz darf keine Frage des Preises sein, ob ich es mir leisten kann. Ich kämpfe weiterhin für eine sozial gerechte Energiewende und um einen chancengleichen Weg aus der Klimakrise! Und ich kämpfe dafür, dass wir uns nicht von diesem Weg abbringen lassen, auch wenn andere Krisen als die Klimakrise versuchen, uns zurückzuwerfen. Das werde ich nicht zulassen! Für uns, für unsere Kinder und eine enkelverantwortliche Zukunft.
 
Ihr Landeshauptmann,
Ihr Peter Kaiser