Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Deportation von Kärntner Sloweninnen und Slowenen

(c) 2022 - Gedenkveranstaltung, 80 Jahre Vertreibung von Kaerntner Sloweninnen und Slowenen. - Bild zeigt: LH Peter Kaiser., Urheber: Wolfgang Jannach
Zum 80. Gedenkjahr der Vertreibung von Kärntner Sloweninnen und Slowenen fand vergangenen Samstag eine weitere Gedenkveranstaltung unter Anwesenheit von zahlreichen Zeitzeuginnen und Zeitzeuge im Klagenfurter Konzerthaus statt. Dabei wurde der Vertreibung von 227 slowenischen Bauernfamilien gedacht, die in Kärnten am 14. April 1942 unter dem nationalsozialistischen Terrorregime deportiert wurden und daraufhin in Lagern Zwangsarbeit verrichten mussten. Viele der insgesamt 1.075 Vertriebenen starben an den Folgen der Zwangsarbeit oder litten ein Leben lang an den psychischen und physischen Nachwirkungen der Gräueltaten.

„Erinnern gegen das Vergessen“

Im Rahmen seiner Rede nahm Landeshauptmann Peter Kaiser Bezug auf den neuen Film „Erinnern gegen das Vergessen“, der seitens des Landes eigens für das Gedenkjahr produziert wurde und zukünftig als Unterrichtsbehelf an den Kärntner Schulen eingesetzt werden soll. Darin schildern Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ihre Erfahrungen vor 80 Jahren, als über 1.000 slowenischsprachige Kärntnerinnen und Kärntner von den Nazi-Schergen beraubt und verschleppt wurden.

„Es soll damit ein Teil dazu geleistet werden, dass solche furchtbaren Taten nie wieder passieren und es soll unsere Verbundenheit mit allen betroffenen Familien zeigen“,

so Kaiser. Er hoffe, dass Gedenkfeiern wie die heutige in absehbarer Zeit nicht mehr als etwas Besonderes, sondern als etwas Normales gesehen werden.

„Es kommt heute darauf an, für unsere gemeinsamen Werte einzustehen. Gedenken wir den Opfern, schöpfen wir aus ihrem Mut die Kraft, um heute das zu tun, was im Sinne der Humanität das Richtige ist“,

so der Landeshauptmann. Im Namen des Landes und der Kärntnerinnen und Kärntner wiederholte Kaiser seine Worte der Entschuldigung in slowenischer Sprache:

„Verstehen sie diese Entschuldigung auch als eine Einladung zu einer gemeinsamen Entwicklung in die Zukunft“,

sagte der Landeshauptmann.

Frage nach dem Warum

Wolfgang Sobotka, Erster Präsident des österreichischen Nationalrats, dankte in seiner Rede im Klagenfurter Konzerthaus den Kärntner Sloweninnen und Slowenen sowie all ihren Vertreterinnen und Vertreten für das heutige Gedenken und dafür, dass sie nicht müde wurden, dieses immer wieder in Erinnerung zu rufen.

„Österreicherinnen und Österreicher waren damals nicht nur Opfer, sondern auch Täter und haben damit Schuld und Verantwortung auf sich geladen“,

so Sobotka. Man könne das damalige Leid heute nicht nachempfinden, man könne es nur mit Respekt und Anteilnahme aus den Erzählungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mitnehmen, so der Nationalratspräsident.

„Ihre Bilder sind für uns Geschichtsbilder, für Sie sind sie persönliches Erleben. Die Fragen nach dem Warum beschäftigen uns noch heute, daher brauchen wir das erinnernde Gedenken. Die Demokratie muss sich auch in Österreich immer wieder aufs Neue beweisen und sich Herausforderungen stellen. Wir gedenken heute den Opfern und Leidtragenden der Vertreibung, die bis zum Ende des Krieges brutal weitergeführt wurde. Ein herzliches Dankeschön allen Repräsentanten der Verbände für ihren Mut, das Gedenken daran aufrechtzuerhalten“,

erklärte Sobotka.
Gregor Krištof, Obmann des Verbandes der zwangsweise ausgesiedelten Slowenen/Zveza slovenskih pregnancev (ZSP), betonte, die Deportation hätte viele Folgen gehabt – physische als auch psychische.

„Die Erinnerung ist eine Last, an ihr kann man genauso zerbrechen. Für viele Deportierte ist sowohl das Nichtreden als auch das Reden eine Belastung“,

wies Krištof auf die Nachwirkungen der Gräueltaten hin. 80 Jahre nach der zwangsweisen Aussiedlung solle man sich fragen, ob die Republik Österreich und das Land Kärnten genug getan hätten. Lob und Anerkennung richtete Krištof an jene fünf Kärntner Gemeinden, die sich dazu entschieden hätten, Denkmäler und Mahnmale zu errichten, als auch an das Land Kärnten für die Veranstaltung „Erinnern gegen das Vergessen“ vergangenen Dienstag.
Unter dem Titel „Wir werden mit den Slowenen aufräumen!“ hielt Theodor Domej die offizielle Gedenkrede. Katarina Hartmann und Miha Kristof Kranzelbinder lasen aus Briefen der Vertriebenen, Gabriel Lipuš und Roman Pechmann vertonten den Gedichtszyklus „Leere Bahnsteige“ von Fabjan Hafner. Moderiert wurde die Gedenkveranstaltung von Lara Vouk. Bei der Gedenkfeier anwesend war unter anderen auch Helena Jaklitsch, Ministerin für Auslandsslowenen der Republik Slowenien, Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer und Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider.