Gedenkveranstaltung: 80 Jahre Deportation von Kärntner Sloweninnen und Slowenen

LPD Kärnten / ....Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Alexander van der Bellen anl. „80 Jahre Aussiedelung der Kärntner Slowenen“, Konzerthaus, Urheber: LPD, Helge Bauer
Vor achtzig Jahren – am 14. April 1942 – wurden in einer Nacht- und Nebelaktion 227 slowenische Bauernfamilien von ihren Höfen in Südkärnten verschleppt. 1.075 Personen – Männer, Frauen und Kinder – wurden von den Schergen des NS-Terrorregimes deportiert und mussten in Lagern Zwangsarbeit leisten. Viele Verschleppte starben an den Folgen der Zwangsarbeit und die Rückkehrer litten ihr Leben lang unter den seelischen und körperlichen Folgen der Deportation. Gestern, Dienstag, wurde diesem dunklen Kapitel der Kärntner Geschichte im Zuge einer Gedenkveranstaltung im Konzerthaus Klagenfurt gedacht.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte in seiner Ansprache, dass die Deportation der Kärntner Sloweninnen und Slowenen eines der dunkelsten Kapitel der österreichischen Geschichte sei. „Über 1000 Menschen wurden innerhalb weniger Tage verschleppt und zu Staatsfeinden erklärt. Durch staatliche Willkür wurde ihnen die Freiheit und ihr Hab und Gut genommen. Wir dürfen niemals aufhören, uns mit dem Unrecht von Gestern auseinandersetzen, um das Recht in der Zukunft zu sichern.“, sagte der Bundespräsident und verwies auf die Bemühungen und Erfolge rund um die Aussöhnungen mit der Volksgruppe in den vergangenen Jahren. „Einmal mehr zeigt sich, dass jeder Mensch mit einem Erbe geboren wurde, dem wir uns stellen müssen. Nur so können Gräben überwunden werden und die Aussöhnung gelingen“, betonte Van der Bellen und weiter: „Im heutigen Europa ist es nicht selbstverständlich, dass verschiedene Volksgruppen miteinander die Zukunft ihrer gemeinsamen Heimat gestalten. Das belegen leider die Bilder aus der Ukraine.“
LH Peter Kaiser entschuldigte sich bei den Kärntner Sloweninnen und Slowenen, denen als Volksgruppe in der NS-Zeit so furchtbare Gräuel angetan wurde. „Vsem pregnanim koroškim Slovenkam in Slovencem se iz dna srca opravičujem za strašne grozote, ki so jih morali pretrpeti. Opravičujem se tudi njihovim družinam in narodni skupnosti – svojim slovensko govorečim rojakinjam in rojakom“, sagte Kaiser und versprach, dass er – auch persönlich – alles Menschenmögliche tun wird, damit so etwas nie wieder geschehen kann.
„Viel zu lang wurde über die Mitverantwortung vieler an Abscheulichkeiten, Gewalt- und Terrorakten geschwiegen. Es hat viel zulange gedauert, die bequeme Opferhaltung aufzugeben und die Mitverantwortung einzugestehen“, betont der Landeshauptmann und verwies darauf, dass die Kärntner Sloweninnen und Slowenen durch ihre Teilnahme am bewaffneten Widerstand gegen den Faschismus einen wesentlichen Beitrag zur Wiederrichtung eines freien, demokratischen Österreichs geleistet haben.
Kaiser dankte dem Verband der zwangsweise ausgesiedelten Slowenen/Zveza slovenskhi pregnancev (ZSP) für die wertvolle Arbeit im Sinne der Gedenk- und Erinnerungskultur und wies darauf hin, dass die Geschehnisse des 14. April 1942 auch als wichtige Mahnung zu verstehen seien. „Wir müssen uns vor jeglichen Tendenzen hüten, die auf eine Spaltung der Gesellschaft abzielen“, betonte Kaiser und verweis auf den Krieg in der Ukraine.
Der Gedenkveranstaltung, die vom Quintett Oisternigg, dem Saxophonisten Edgar Unterkircher und Pianisten Tonč Feinig musikalisch umrahmt wurde, wohnten auch die Regierungsmitglieder Beate Prettner, Daniel Fellner und Sara Schaar, die ehemaligen Landeshauptleute Christof Zernatto, Peter Ambrozy und Gerhard Dörfler, Landtagspräsident Reinhart Rohr, Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer bei.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Peter Kaiser besuchten im Anschluss die Eröffnung der Gedenkinstallation „SPUREN.SLEDI – 1942 Vertreibung.Pregon 2022“ im Innenhof des Museums für Moderne Kunst Kärnten (MMKK), dem Burghof, die von Verena Gotthardt, Marko Lipuš, Tanja Prušnik und Karl Vouk gestaltet wurde.
Der Film zur Gedenkveranstaltung, in dem mehrere Vertriebene ihrer Erinnerungen an diese schreckliche Zeit schildern, ist unter https://youtu.be/mPf4EKwTPME abrufbar.