Buchpräsentation und Podiumsgespräch bildeten Auftakt des 32. Europäischen Volksgruppenkongresses

Foto: LPD Kärnten/Just
Mit einem Podiumsgespräch zum Thema „Blickwinkel. Kärntner Zeitgeschehen 1989 – 2022“ beging der 32. Volksgruppenkongress des Landes Kärnten gestern, Dienstag, seinen Auftakt. Im Kärntner Landesarchiv diskutierten unter der Leitung von Peter Fritz Landeshauptmann Peter Kaiser, die Altlandeshauptmänner Christof Zernatto und Gerhard Dörfler, die Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle sowie der Volksgruppenvertreter Reginald Vospernik. Als Grundlage der Diskussion diente der gleichnamige Sonderband 04 der „Kärnten Dokumentation“.
Kaiser betonte, er habe die Zeit von 1989 bis heute aktiv in der Kärntner Politlandschaft miterlebt, zuerst als Landtagsabgeordneter, dann als Regierungsmitglied und schlussendlich seit 2013 als Landeshauptmann. Diese Zeit sei von verschiedensten Herausforderungen geprägt gewesen, gerade aber die Ortstafel-Lösung sei ein entscheidendes Kapitel Kärntens gewesen. Kaiser zollte in diesem Zusammenhang auch Gerhard Dörfler Respekt, dem es gelungen sei, ein „Klima im Land zu schaffen, das Lösungen und einen tragfähigen Konsens ermöglichte“. In den letzten zehn Jahren sei es zudem gelungen, sich weiter näherzukommen, dies sei auch international an Kärntens Ansehen spürbar.

„Die Atmosphäre ist in Kärnten positiver, das wird auch über die Grenzen hinweg bemerkt. Unsere Zweisprachigkeit wird als Wert erkannt und wir werden weiterhin alles dafür tun, um das Aufeinander-Zugehen weiterzuführen“,

so Kaiser. Mit dem Konsens zur Ortstafelfrage habe man gemeinsam ein Stück Kärntner Geschichte geschrieben.

„Schreiben wir weiterhin an einem langen Happy End dieser Geschichte“,

sagte Kaiser.
Im Verlaufe der Diskussion ließen die zwei Altlandeshauptmänner ihre Amtszeit Revue passieren, die mit der europäischen Zeitenwende 1989/90, dem Jugoslawien-Krieg und der Ortstafel-Frage in Kärnten mit verschiedensten Herausforderungen gepflastert waren. So sah sich Zernatto gleich nach seiner Wahl zum Landeshauptmann mit einem bewaffneten Konflikt in Kärntens Nachbarland konfrontiert.

„Kärnten hatte seit damals mehrfache Herausforderungen und Krisen zu bewältigen. Es ist aber immer wieder gelungen, das Miteinander in Verantwortung für Kärnten in den Vordergrund zu stellen“,

sagte Zernatto.
Nach der unerwarteten Übernahme des Landeshauptmann-Sessels sei auch seine Amtszeit – allen voran mit der Ortstafel-Frage – sehr herausfordernd gewesen, erklärte Dörfler. Es dürfe in dieser Causa keine Sieger oder Verlierer geben, als Sieger müsse das Land hervorgehen, war seine damalige Einstellung, die er auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen vertrat, so Dörfler. Durch die Mitarbeit zahlreicher Akteure sei es schlussendlich gelungen, die jahrzehntelange Kontroverse zu lösen.

„Wir konnten eine neue Gesprächskultur in Kärnten etablieren. Die Lösung der Ortstafel-Frage war wichtig, denn in einem Land ist Frieden die Voraussetzung für eine gute Zukunft“,

erklärte Dörfler.
Mit der Herausgabe des vierten Sonderbandes der Kärnten Dokumentation unter dem Titel “Blickwinkel. Kärntner Zeitgeschehen 1989 – 2022“ folgte das Land Kärnten einer langjährigen Tradition und lud namhafte Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen ein, zu speziellen Themen ihre zeithistorischen „Blickwinkel“ zu verfassen. 34 Blickwinkel-Beiträge beleuchten im Sonderband das Kärntner Zeitgeschehen „1989 – 2022“ und zeichnen damit dieses zeithistorische Produkt des Landes mit Betrachtungen zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung, Kunst und Kultur aus.
Bei der Veranstaltung wurden zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens gesichtet, unter anderen die Landtagsabgeordneten Ana Blatnik und Stefan Sandrieser, Klagenfurts Vizebürgermeister Alois Dolinar, der slowenische Konsul Matej Kramberger sowie Landesamtsdirektor Dieter Platzer und sein Vize Markus Matschek. Für die musikalische Begleitung sorgten Tonč Feinig und Edgar Unterkirchner. Die Gäste im Landesarchiv begrüßten Direktor Thomas Zeloth sowie der Leiter des Volksgruppenbüros, Peter Karpf. 
Quelle: LPD Kärnten